Author: Moritz Tremmel

Moritz Tremmel studiert Politikwissenschaft, Soziologie und Rechtswissenschaft an der Universität Tübingen. Er schreibt zum Themenkomplex Datenschutz, Überwachung und Kontrolle wissenschaftliche Arbeiten und Artikel. Außerdem hält er Workshops und Vorträge zum Thema. Moritz Tremmel ist Teil des Forschernetzwerks surveillance-studies.org, bloggt bei netzpolitik.org und ist Mitglied des Vereins Digitale Gesellschaft. Bei mtmedia.org setzt er Datenschutz auch ganz praktisch um: Das mtmedia.org-Kollektiv betreibt sichere, nachhaltige und datensparsame Kommunikationsdienste. Mehr Informationen finden sich auf seiner Webseite moritztremmel.de

Wachroboter sollen Securitys ersetzen oder helfen

Technology Review berichtet über unbewaffnete Wachroboter die bereits bei Microsoft im Einsatz sind. Die 1,5 Meter großen, 75 Kilo schweren K5 Wachroboter von dem Startup Knightscope sind mit allerhand Sensorik ausgerüstet und fahren ihre Patrouillen, nachdem man ihnen ein Gebiet gezeigt hat, selbstständig ab. Sie sollen verdächtiges Verhalten erkennen und dann an den entsprechenden Sicherheitsdienst oder eine Sicherheitsfirma melden.

Um die Arbeit zu übernehmen, die normalerweise menschliches Wachpersonal erledigt, haben die K5s Kameras, Sensoren, Navigationstechnik und Elektromotoren eingebaut – zusammen mit einer großen Batterie und einer Recheneinheit verpackt in den kuppelförmigen Körper. Es gibt vier hochauflösende Kameras (eine an jeder Seite), eine Kamera speziell zur Kennzeichenerkennung, vier Mikrofone und einen Wettersensor (der aussieht wie ein DVD-Schlitz), der Luftdruck, Kohlendioxidniveau und Temperatur misst. Über WLAN oder ein anderes drahtloses Datennetz kommunizieren die Roboter untereinander und mit menschlichen Bedienern, die Kameras, Mikrofone und andere Datenquellen auf Entfernung nutzen können.

Im ersten Halbjahr 2015 sollen die Roboter in verschiedenen Firmen zum Einsatz kommen.

Kongresse im Oktober: Netzpolitik und Überwachung

17.10 – Berlin: Das ist Netzpolitik!
netzpolitik.org wird zehn Jahre alt. Das soll mit einer Konferenz und einer Party gefeiert werden! Mit von der Partie sind viele Protagonisten und Weggefährten mit welchen über die Entwicklung von Netzpolitik in Deutschland und international diskutiert werden soll.

10. – 12.10 – Stuttgart: PrismCamp²
Die 2. Un/Konferenz zum Spionagekrieg “unter Freunden” und zur anlasslosen Überwachung der Zivilbevölkerung. Diskussionen, Vorträge, Workshops – damit sich was bewegt…

Termine im August/September

Im August/September finden einige Veranstaltungen rund um Überwachung und Datenschutz in Berlin statt:

22./23.9: Konferenz: Technik und Protest
Wie Peter Ullrich bereits im Blog angekündigt hat:

An der TU Berlin findet im September (22./23.) eine Tagung zum Thema “Technik und Protest. Zwischen Innovation, Akzeptanzmanagement und Kontrolle” statt. Ein Panel befasst sich mit “Big Data, Überwachung und der Kultur der Kontrolle” (mit Beiträgen u.a. zu Videoüberwachung von Demonstrationen, Profiling und Tracking von Aktivist/innen).

30.8: Freiheit statt Angst Demonstration
Die jährliche Demonstration gegen Überwachung. Los gehts um 14 Uhr am Brandenburger Tor.

UN startet eigene Spionage-Drohnen

Die UN setzt im Luftraum des Kongo Spionage-Drohnen ein um dort Gebiete die schwierig zu kontrollieren sind, sowie Bevölkerungswanderungen und die Bewegungen von bewaffneten Truppen zu überwachen.

Bisher hatte die UN Groß Britannien und die USA für ihre Drohnenaktivitäten kritisiert – wenn auch meistens für ihre Luftschläge.

“The most prolific user of targeted killings today is the United States, which primarily uses drones for attacks,” wrote Philip Alston, special investigator to the UN Human Rights Council, in 2009. “Some 40 states already possess drone technology, and some already have, or are seeking, the capacity to fire missiles from them.”

Mehr bei Wired: http://www.wired.com/dangerroom/2013/12/un-drones/

Laserscanner: Überwachung auf Molekularebene

Ein Scanner auf Laserbasis soll Menschen aus bis zu 50 Meter Entfernung auslesen können – via netzpolitik.org:

Der Laserscanner kann Spuren von Schießpulver oder Drogen erkennen, aber auch Körperinformationen auslesen, wie besipielweise den Adrenalinspiegel oder was die betreffende Person gefrühstückt hat. Das Ganze funktioniert auf Molekularebene, anhand derer lässt sich feststellen mit welchen Stoffen die gescannte Person in Kontakt gekommen ist“ ohne das diese den Scanvorgang mitbekommt.

Future Security – Cyber Security – Netz für Alle

Im Herbst finden einige Veranstaltungen zur Zukunft von Sicherheit und Überwachung statt:

Future Security – 4.-6.9 Bonn
Die Konferenz Future Security wird vom Fraunhofer-Verbund Verteidigungs- und Sicherheitsforschung (VVS) organisiert und beschäftigt sich allgemein mit Sicherheit in verschiedenen Bereichen – besonderes Augenmerk liegt auf Cyber-Security und öffentlicher Sicherheit.

Cyber Security Summit – 12.9 Bonn
Die Telekom und die Münchner Sicherheitskonferenz veranstalten im September eine Konferenz zu Cyber Security – diese soll sich als “IT-Sicherheitsgipfel der deutschen Wirtschaft” etablieren.

Netz für Alle – 15.9 Berlin
Die zweite netzpolitische Konferenz der Bundestagsfraktion DIE LINKE und der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) dreht sich um den grundlegenden Konflikt von Kontroll- und Verwertungsinteressen vs. Gleichheit und Freiheit im Netz.

AktivenKongress für Bürgerrechtler und Netzaktivistinnen

Vom 17. – 19. August findet der AKtiVCongrEZ statt, den der FoeBuD organisiert.

Beim AKtiVCongrEZ treffen sich Leute, die was tun wollen: Bürgerrechtler und Netzaktivistinnen, Chaos Computer Club und FoeBuD, AK Vorrat und AK Zensur, Stoppt-die-e-Card und AK elektronische Verwaltung, parlamentarische und außerparlamentarische Politikerinnen.

Und es gibt wahrlich viel zu tun: ACTA, RFID, elektronische Gesundheitskarte, Vorratsdatenspeicherung, Bea (das aktuelle Nachfolgeprojekt des elektronischen Entgeltnachweises ELENA), INDECT, Datenschutzreform in Europa, der Aktionstag Freedom not Fear in Brüssel und und und Ein Schwerpunkt wird dieses Mal z.B. bei der Frage liegen, ob und wie wir eine Europäische Bürgerinitiative gegen die Vorratsdatenspeicherung europaweit gestalten, durchführen und finanzieren wollen.

Weitere Informationen:
https://www.foebud.org/aktivenkongress-fuer-buergerrechtler-und-netzaktivistinnen-17-201319-8.2012

DNA-Datenbank für Hunde

Wie Peter Mühlbauer auf Telepolis schreibt, möchte das Veterinärsamt in Jerusalem eine DNA-Datenbank für Hunde einführen. Die genetischen Profile der Hunde sollen gemeinsam mit der Adresse des Halters gespeichert werden – so kann im Falle einer “Verunreinigung” der entsprechende Hund mitsamt Halter ausfindig gemacht werden. Möglich ist dies, weil die Kosten für die dafür notwendigen Gentests massiv gesunken sind. Ein Hundehaufen lässt sich für umgerechnet 30 Euro einem Hund zuordnen – das Bußgeld für die Verschmutzung beträgt 150 Euro.

New Yorker NGO veröffentlicht Police Watch App

Eine interessante Form von Watch-the-Watchers via netzpolitik.org:

Die Bürgerrechtsorganisation New York Civil Liberties Union (NYCLU) hat eine App veröffentlicht mit der Polizeikontrollen kritisch begleitet werden können. Die App mit dem Namen “Stop and Frisk Watch” soll Passanten dazu bewegen rechtswidrige Kontrollen, rassistisches Profiling und unangemessene Durchsuchungen durch die Polizei im Raum New York zu dokumentieren und an die NYCLU zu melden. Die App kann dazu Video, Audio und GPS Daten aufnehmen.

Akustische Überwachung: Mikrofone erkennen Schüsse

Ein Beitrag von mir auf netzpolitik.org über die akustische Überwachung von urbanen Gebieten zur Erkennung von Schusswaffengebrauch.

Das System nimmt allerdings nicht nur Schussgeräusche auf, sondern auch andere Geräusche in der Umgebung. Erste Fälle, bei denen die Aufnahmen auch verbale Streitigkeiten und Rufe enthalten, sind bereits bekannt geworden. Laut Aussage eines Polizisten könne man auf den Aufnahmen auch Vogelgezwitscher, das Schlagen von Türen oder vorbeifahrende und hupende Autos hören. Der Vizepräsident von ShotSpotter James G. Beldock betont, dass das System nur zur Aufnahme von Schüssen ausgelegt sei

US-Militär hinterlässt “spy rocks” in Afghanistan

Wired berichtet über sogenannte “spy rocks”, kleine Überwachungsminen, die das US-Militär in Afghanistan hinterlässt und die möglicherweise noch bis zu mehrere Jahre aktiv sind.

Palm-sized sensors, developed for the American military, will remain littered across the Afghan countryside — detecting anyone who moves nearby and reporting their locations back to a remote headquarters. Some of these surveillance tools could be buried in the ground, all-but-unnoticeable by passersby. Others might be disguised as rocks, with wafer-sized, solar-rechargeable batteries that could enable the sensors’ operation for perhaps as long as two decades, if their makers are to be believed.

And they won’t just be used overseas. US Customs and Border Patrol today employs more than 7,500 UGSs on the Mexican border to spot illegal migrants.

FBI gründet Überwachungszentrum

Mit dem neu gegründeten Überwachungszentrum Domestic Communications Assistance Center (DCAC) möchte das FBI Technologien entwickeln, die die Internet-, VoIP- und (Mobil-)Funküberwachung vereinfachen.

CNET berichtet:

DCAC’s mandate is broad, covering everything from trying to intercept and decode Skype conversations to building custom wiretap hardware or analyzing the gigabytes of data that a wireless provider or social network might turn over in response to a court order. It’s also designed to serve as a kind of surveillance help desk for state, local, and other federal police.

Das Zentrum ist auch Teil der “Going Dark”-Strategie, mit deren Hilfe soziale Netzwerke, VoIP-, Instant-Messaging- und E-Mail-Anbieter gesetzlich verpflichtet werden sollen Backdoors in ihre Anwendungen zu integrieren. Diese sollen den Behörden den Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation sichern.