Month: November 2015

Wie komme ich an meine Daten?

Vor knapp zwei Wochen hat der Zeit-Autor Christian Fuchs versucht herauszufinden, was der Verfassungsschutz über ihn weiß und musste dabei feststellen, dass es a. nicht einfach ist und b. zu noch mehr Paranoia anregen kann. Agent in eigener Sache (Zeitmagazin NR. 46/2015 12. Nov. 2015).

Solche subject access request waren auch Teil des EU-Projektes IRiSS (WP5, exercising democratic rights), worüber hier auch schon berichtet wurde. Dazu gehörte auch die Frage ob es möglich ist, Bilder einzusehen, die CCTV-Kameras von einem gemacht haben. Was in Deutschland schwierig ist, weil die Einsicht auch die Rechte darauf befindlicher dritter Personen betreffen könnten, ist in England möglich, aber nicht immer unproblematisch.

Terror, Überwachung, Wissenschaft

Eine Terroranschlag in Europa, in Paris – und gesagt ist eigentlich schon alles. Alles, wirklich? Mein erster Reflex war sofort zu schreiben, aber außer auf Twitter, wo ich noch recht neu bin, fiel mir nichts ein. Dabei gäbe es durchaus einiges zu sagen zu dem Anschlag, zu Überwachung und zur Rolle der Wissenschaft.

In diesem Blog wird seit fast 10 Jahren über und zu Überwachung berichtet, kommentiert, analysiert und auch immer wieder kritisiert. Dabei haben wir den Staat als einen big player im immer Blick. Geheimdienste, neueste Maßnahmen der Speicherung und Erfassung unseres Lebens sind uns Erwähnund Kritik wert. Mein erster Reflex nach den Anschlägen war zu fragen, ob wir das auch weiterhin machen können, oder ob es nicht ganz andere Fragen zu klären gäbe. Nach ein paar Tagen muss ich feststellen: Nein! Und ja, andere Fragen sind auch zu klären, besonders wenn wir beim Thema Überwachung und Kontrolle bleiben wollen.

Kontrolle durch absurde Zensur…?

Über das amerikanische Uni-System lässt sich vieles sagen, in Bezug zu dem, was als political correctness bezeichnet wird, ebenso einiges. Hierzulande dienen die oft absurd anmutenden Geschichten oft dem Amusement – als solches sollten Sie aber nicht falsch verstanden werden. Die Kontrolle über den Diskurs ist auch eine Form der Überwachung von Abweichung und ihrer Kontrolle.

Nun haben zwei Autoren in der Septemberausgabe des Atlantic einen sehr lesenwerten Artikel über die Ausmaße und Auswirkungen dieser Diskurskontrolle an amerikanischen Uni geschrieben – und damit wohl selbst wieder gegen die Regeln der microaggressions verstoßen. (Ich habe den Bereicht beim Deutschlandfunk gehört, kann ihn aber nicht wiederfinden)

The Coddling of the American Mind. In the name of emotional well-being, college students are increasingly demanding protection from words and ideas they don’t like. Here’s why that’s disastrous for education—and mental health. (The Atlantic, 9/2015)

Das soll kein Amerika-Bashing sein, noch von einem hohen Ross herunter, sondern ein Hinweis, auch darauf, dass der freie Diskurs nicht eingeschränkt werden darf. Dabei soll es nicht darum gehen, was man “noch mal sagen müssen darf” (und dem Unsinn, der sich daran bisweilen anschließt), sondern darum wie mit Sprech-Verboten und der feinen Linie zwischen correctness und incorrectness umzugehen ist, wann es kontrollierend und absurd wird und das auch im Sinne des Blog-Themas hier diskutiert werden muss.

Datenschutz aus politikwiss. Perspektive

Vom Forum Privatheit ist ein Arbeitspapier herausgegeben worden mit dem Titel: “Akteure, Interessenlagen und Regulierungspraxis im Datenschutz – Eine politikwissenschaftliche Perspektive”, zum Download

Das von Philip Schütz und Murat Karaboga (beide Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI) verfasste Arbeitspapier zielt darauf ab, einen ersten Überblick zum Thema Datenschutz aus politikwissenschaftlicher Perspektive zu geben.

20 Jahre: California Ideology – und immer noch wichtig!

Anlässlich des Jubiläums der California Ideology von Richard Barbrock und Andy Cameron gibt es eine Neuausgabe frei im Netz. Die einleitenden Wort von Geert Lovink sind dabei nicht zu tief gestapelt:

Richard Barbrook and Andy Cameron’s The Californian Ideology,
originally published in 1995 by Mute magazine and the nettime
mailinglist, is the iconic text of the first wave of Net criticism. The
internet might have fundamentally changed in the last two decades, but
their demolition of the neoliberal orthodoxies of Silicon Valley remains
shocking and provocative.

Na, mag mancher denken, das war doch gestern, 1990er, und was hat das mit Überwachung zu tun – nun:

Fimtipp: Democracy – Im Rausch der Daten

Ab 12. November im Kino:

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Democracy – Im Rausch der Daten. Ein Dokumentarfilm von David Bernet.