Month: September 2014

Urbane Erkundungen in der Safe City

DIGITAL CAMERAVon Freitag 3.10. (bis 12.10.) an findet in Wien die ur5banize! statt – ein internationales Festival für urbane Erkundungen.

Thema 2014: Safe City. Vorträge, Performances und vieles mehr. Ein Blick auf die Webseite lohnt sich, für die Wiener bestimmt auch die Vorträge vor Ort.

Organisiert wird das Festival von der Zeitschrift dérive – Zeitschrift für Stadtforschung.

Panopticon Inn

Jail 01

Bild: http://www.miaojiaxin.com/pageviewer.html

Nicht mehr ganz neu, aber dennoch eine Bemerkung oder zwei wert: Das One-Dollar-Hotel in New York, genauer in Brooklyn. Dort kann man in NYC für 1 $ übernachten, was für diese Stadt ein irrer Preis ist. Dazu muss man sich allerdings eine zeitlang überwachen und bei Facebook beobachten lassen.

Bei NDR Info/N-Joy (eine Impression auch hier) kann man in einer Reportage nachhören, was den Künstler Miao Jiaxin dazu bewegt, so ein Angebot zu machen. Interessant sind seine Einlassungen durchaus – denn letztlich formuliert er nur Benthams Ideen von innerer Einkehr, des Bei-sich-seins, von-der-Welt-entfernt-zu-sein neu. Das ist durchaus interessant.

Dass diese Art der Überwachung, die Kunst, Konsum und die Hotelpreise in NYC ausnutzt anschlussfähig ist, zeigen die Besucherzahlen. 1$ ist ein Schnäppchen, für das man in einem Kunstprojekt gern mal mitmacht und sich überwachen lässt. Wäre das nicht auch ein echtes Modell für die Zukunft – Konsum durch Überwachung, oder sind wir da längst und hier wird dieser Zusammenhang nur auf wunderbare und eher klaustrophobische Weise deutlich.

Verfassungsschutz als Fan-Forscher

In der sehr guten Reihe Sport Inside beim WDR lief am 22.9. ein Beitrag, der darüber berichtete, wie der Verfassungsschutz als Wissenschaftler getarnt sich unter Fußball-Fans mischt. Abgesehen von der Frage, was der Vfs bei Fußball-Fans sucht, ist diese Art von Vorgehen ein Katastrophe für die Wissenschaft, deren Arbeit in prekären Bereichen damit erschwert wird, möglicherweise aufgebautes Vertrauen verliert oder erst gar nicht knüpfen kann. Eine emanzipierte Wissenschaft muss frei von Polizei und Geheimdiensten sein, insbesondere von verdeckt arbeitenden. Das heißt nicht, keinen Dialog suchen, mit der Polizei zu arbeiten, über sie oder mit ihnen – aber die Grenzen müssen klar sein und auch die Art der Zusammenarbeit. In diesem Film trifft die Art der Überwachung ins Mark wissenschaftlichen Selbstverständnisses –  zumindest was mich selbst angeht und ich hoffe auch darüber hinaus.

Enger Kontakt, ein Film von Fred Kowasch und Ralf Meutgens (22.9.2014, WDR)

Neuerscheinung: Fasse dich kurz!

Hinweis auf eine Neuerscheinung zur Telefonüberwachung durch das MfS:

Ilko-Sascha Kowalczuk, Arno Polzin (Hg.): Fasse Dich kurz! Der grenzüberschreitende Telefonverkehr der Opposition in den 1980er Jahren und das Ministerium für Staatssicherheit. Vandenhoek & Ruprecht 2014.

Das Buch konzentriert sich auf abgehörte Telefongespräche aus der Spätphase der DDR. Dabei stehen Oppositionelle in Ost-Berlin und ihre grenzüberschreitenden Aktivitäten im Mittelpunkt. Diese Quellen erlauben nicht nur eine präzise Rekonstruktion, wie Stasi und SED mit abgehörten Telefongesprächen konkret umgingen, welche Erkenntnisse sie daraus zogen und welche Rolle diese Mitschnitte für die operative und juristische Verfolgung der Abgehörten spielten. Sondern sie gestatten auch einen neuen Einblick in das Denken und die Aktivitäten von Oppositionellen in Ost-Berlin und ihren Gesprächspartnern im Westen in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre.

Informationen des Verlags hier.

Essay: Schluss mit der Privatsphäre?

Die Privatsphäre als Kollektivgut für mehr Autonomie

von Nils Zurawski

Schluss mit der Privatsphäre, Schluss mit der Debatte! Das ist befremdlich? Zu radikal?  Aber vielleicht ein möglicher Einstieg in eine alternative Sichtweise auf Überwachung, Datenschutz und dem was man mit den Enthüllungen Edwards Snowdens verbindet.