Month: Januar 2010

Röntgen einmal anders gesehen

Dieser Blogeintrag bei der “Glaserei” (Stuttgarter Zeitung) verweist auf ein, durchaus auch für das Thema Ãœberwachung interessantes, Kunstprojekt – die Röntgenphotographie von Nick Veasy.

Den Durchblick haben kann auch unglaublich schön sein – und nicht nur nervig wie auf dem Flughafen, wo manchmal der rechte Durchblick fehlt, dafür ein Fehlalarm für viel Fehlgeschreie um die Sicherheit sorgte (beim BR , aber auch beim Spiegel nachzulesen).

Besseres Image ohne Kameras

Das es auch einmal nicht um die Interessen der Polizei und Innenpolitiker gehen kann, zeigt das Hamburger Beispiel des Hansaplatzes. Dort wurden, ungewöhnlich genug, Kameras abgebaut und es wird am Image des einst als Drogenbrennpunkt verschriehenen Platzes gearbeitet – vor allem von Seiten der Bewohner, die sich nicht länger bevormunden und in ihrer Wahrnehmung bestimmen lassen wollen. Ein kleiner Erfolg und ein Hinweis, dass unsere Studie zu Raumwahrnehmung und Videoüberwachung in wesentlichen Aspekten auf den Kopf getroffen hat (entschuldigt die Eigenwerbung, aber in diesem Fall ist es nötig).

Als im Mai 2007 auf dem Platz Ãœberwachungskameras installiert wurden, wohnte er erst wenige Monate dort. “Die Videoüberwachung stigmatisierte den ohnehin verpönten Ort nur noch mehr”, erinnert sich der 30-Jährige, der mit seiner Frau Ann-Sophie und Töchterchen Line Marie in der Bremer Reihe wohnt und eine neue Gruppe von Anwohnern darstellt – junge Familien. Als Gegenbewegung rief der Journalist zusammen mit Nachbarn aus seinem Haus die Initiative Kultur statt Kameras ins Leben. Mit Kulturveranstaltungen wollten sie den Platz mit neuem Leben füllen. Der Plan ging auf:[….] mehr in der “Welt vom 13.1.2010.

http://www.welt.de/die-welt/vermischtes/hamburg/article5828619/Der-Hansaplatz-wird-salonfaehig.html

cfp: What is Technology?

Call for Papers – ISSJ N° 205 – “What is Technology? – Theory, History, Ontology” – The International Social Science Journal, UNESCO/Wiley-Blackwell

Reposing the Heideggerean question of Being and techné, this volume of the International Social Science Journal aspires to again ask “what is technology?” and interrogate the effects of technology on subjectivity, psyche and the body. We ask how the technological infiltrates and shapes social facts and problematize the long-standing distinction between nature and techné. How are post-modern subjectivities interpolated by the technological and how is the very notion of the human called into question in light of advances in science and technology?

Moreover, this issue will seek to telescope the very possibility of an ethics of science and technology and the philosophical grounds for such an ethics in an age bereft of all narratives of transcendence. Themes to be engaged include

1. History/Theory
2. The post-human/trans-human/cyborgs
3. Cybernetics, Nanotechnology, and Converging Technologies
4. Language, Culture, Subjectivity

Contributions can emerge from any discipline and theoretical orientation.

Please send abstracts and queries to S. Romi Mukherjee by 28 February 2010. Final articles expected for July 2010. E-mail: s.mukherjee @ unesco.orgcfp

So viel zum Thema “sousveillance”

Die Ãœberwachung von “unten” ist weniger gewünscht, je mehr sie durch die neuen Handys und andere Geräte immer leichter möglich wird.

Police fight cellphone recordings
Daniel Rowinski, New England Center For Investigative Reporting / Jan 12, 2010, Boston.com (15 January 2010)

Simon Glik, a lawyer, was walking down Tremont Street in Boston when he saw three police officers struggling to extract a plastic bag from a teenager’s mouth. Thinking their force seemed excessive for a drug arrest, Glik pulled out his cellphone and began recording.

Within minutes, Glik said, he was in handcuffs.

“One of the officers asked me whether my phone had audio recording capabilities,” Glik, 33, said recently of the incident, which took place in October 2007. Glik acknowledged that it did, and then, he said, “my phone was seized, and I was arrested.”

Buchvorstellung/Diskussionsrunde in Hamburg

Ãœberwachungskritische Diskussionsrunde
Hamburg – 15.01.2010
Centro Sociale – Sternstraße 2
Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 19:30 Uhr
Eintritt frei

Referenten:
– Peter Ullrich (Ko-Herausgeber, Ex-Leipziger Kamera): “Interventionen gegen Ãœberwachung” – Vorstellung des Buches und der aktuellen Diskussion um die Ãœberwachungskritik

– Torsten Michaelsen & Ole Frahm (LIGNA): Passagen proletarischer Ö entlichkeit.

– “Labor für unkontrollierbare Situationen”

Blaulichtatlas

Welche Straftaten geschehen in meiner Nachbarschaft? Hauptstädter können’s jetzt daueraktualisiert herausfinden: Der Blaulichtatlas verbindet die Polizeiticker von Berlin & Brandenburg mit einer Google Maps-Anwendung, die die Vorfälle in den Kategorien Feuer/Kriminalität/Sonstiges/Unfall anbietet. Wer seine Adresse oder seinen Standort angibt, bekommt gezielt Ergebnisse aus seiner Umgebung, von “Durch Qualm geweckt – Feuer in Wohnhaus” bis zu “Räuber kam zum Geschäftsbeginn”, jeweils verlinkt auf die Polizeimeldung.

Magister Arbeit zu Videoüberwachung

Robert Rothmann: Videoüberwachung als Instrument der Kriminalprävention. Eine quantitative Analyse von Akzeptanz und Sicherheitsgefühl auf ausgesuchten Wiener Kriminalitätsbrennpunkten.

Masterarbeit (zum runterladen), 2009.

Die Arbeit setzt sich zu Beginn mit der sukzessiven Etablierung von Videoüberwachung und den damit einhergehenden rechtlichen Rahmenbedingungen in Österreich auseinander. Den Kern bildet die analytische Auswertung einer quantitativen Straßenbefragung auf Plätzen der Wiener Innenstadt, welche seitens der Exekutive als Kriminalitätsbrennpunkte ausgewiesen und aus diesem Grund mit Videoüberwachungssystemen ausgestattet wurden. …..  Im Zuge der Auswertung kann entgegen allen Erwartungen gezeigt werden, dass kein statistischer Zusammenhang zwischen der Wahrnehmung der Videoüberwachung vor Ort und dem konstatierten subjektiven Sicherheitsgefühl der Passanten vor Ort besteht. Weiters wird ….. ersichtlich, dass die allgemein recht hoch ausfallende Zustimmung bzw. Akzeptanz gegenüber der Maßnahme Videoüberwachung kaum von soziodemographischen Merkmalen wie Alter, Bildung und Geschlecht, sondern maßgeblich von überhöhten Effektivitätsannahmen und gering ausgeprägten Datenschutzbedenken getragen wird.

Ausblicke zum neuen Jahr…

2010 ist, was die Überwachung betrifft, wohl kein besonderes Jahr, nicht mehr und nicht weniger besonders als die Jahre vorher. Aber es haben  noch zum Ende des alten Jahres eine Reihe von Prozessen begonnen, deren Folgen wir in diesem Jahr mit Spannung erwarten dürfen.

– Der “Nacktscanner” – kommt er oder kommt er nicht in Deutschland. In Großbritannien sind sie bereits beschlossen (wen wundert’s). Dazu gibt es auch ein Interview mit der Kollegin Regina Ammicht Quinn aus Tübingen in der FR. Im Spiegel (und wohl auch anderswo) bezweifeln Experten den Nutzen dieser Dinger. Wichtig in diesem Zusammenhang scheint mir zu sein, dass 9 Jahre nach 9/11 die Angst nicht nachlässt und die Sekurokraten immer noch eine Sau haben, die sie durch das Dorf treiben können. Die Geheimdienste patzen und der Scanner soll es dann richten oder der Mangel an überteuerten oder wahlweise unnützen Artikeln im Duty-free Bereich? Hier wundert mich so einiges…

– wir erwarten die Entscheidung im Verfassungsgerichtsurteil zur Vorratsdatenspeicherung und hoffen das für diese anti-liberalen Gesetze der Regierung die Leviten gelesen werden.

Elena soll uns künftig beglücken – und dieses System ergibt angesichts der gegenwärtigen phantasielosen, aber wirkungsvollen (Un)Sozialpolitik der Regierung in Berlin viel Sinn. Wenn schon nur schlecht für alle gesorgt wird, dann muss man die potenziell Unzufriedenen auch noch besser überwachen, inklusive ihrer Krankentage, der Streiktage usw (auch wenn das nun nicht kommen wird) – der Lohnempfänger als dankbarer, aber möglichst ruhiger Zeitgenosse (von Bürgern will ich in diesem Sinn nicht mehr sprechen, denn das genau sollen sie nicht nicht sein, allenfalls bevormundete Kunden).