Month: Januar 2009

Neue Ausgabe von “Surveillance & Society”

Der Relaunch ist vollbracht: Die neugestaltete Ausgabe von “Surveillance & Society” ist online. Revisiting Video Surveillance

not only revisits one of the key contemporary technologies of surveillance, CCTV, by placing it in deeper historical context, but also reconsiders the past, present and future of Surveillance Studies. There are also 15 reviews of recent books in the area of surveillance

The big plot РVerschw̦rung im Internet

“The big Plot” is a romantic spy-story played on the info-sphere. It looks at the role of espionage in intrusions into people’s internet lives, the dysfunctional sociality that is being created by media communications, the political use and exploitation of social networks.

Ich würde sagen, einfach reinschauen – mir war auf Anhieb nicht klar, was da passiert, aber es sah interessant und ziemlich schräg aus.

Oscarnominierung für Überwachungsfilm

Die Nominierungen für die 81. Verleihung des Academy Award of Merit, besser bekannt als “Oscar”, sind bekannt gegeben worden. Einer der Anwärter in der Kategorie Bester Kurzfilm ist Auf der Strecke (On the Line) des Schweizer Filmemachers Reto Caffi. In dem 30minütigen Film, der schon zahlreiche Preise auf Filmfestivals abgeräumt hat, hat ein Warenhausdetektiv heimlich ein (elektronisches) Auge auf eine Verkäuferin geworfen und beobachtet sie mit Hilfe des hauseigenen Videoüberwachungssystems. Den Trailer gibt es hier zu sehen.

Ãœberveillance – muss das sein?

In Australien steht der Begriff Uberveillance zur Auswahl zum Wort des Jahres.

noun. an omnipresent electronic surveillance facilitated by technology that makes it possible to embed surveillance devices in the human body. Also, überveillance

Drs Michael and Michael had been researching the trajectory of ‘beneath-the-skin’ surveillance technologies that could identify and locate individuals.
The duo said the word simply ‘came out’ in a moment of inspiration, when Michael was searching for words to describe the embedded technologies. They said the term “surveillance” didn’t describe the full extent of the technological capabilities available today.
“Michael could find no other term but to bring together the German prefix “über” with the French root word “veiller” to describe the exaggerated surveillance conducted by governments in the name of national security,” Dr Katina Michael said.

Ich frage mich, ob es wirklich eines so komischen Wortes bedarf, um zu beschreiben worum es sich handelt. Denn auch das französische Prefix “sur” heißt “über”, veiller kommt von lateinisch vigilare = wachen. Ist das nur ein Hype oder kann man damit in der Forschung wirklich besser arbeiten – auch wenn der Begriff surveillance / deutsch: Ãœberwachung längst nicht alle Phänomene adäquat beschreibt, die darunter gefasst werden. Es wird nicht besser mit “überveillance”, oder doch?

Neue Sicherheitsarchitektur – Europäische Großbaustelle

Die aktuelle Ausgabe von “Bürgerrechte & Polizei/CILIP” beschäftigt sich mit der “neuen Sicherheitsarchitektur” – diesmal der europäischen. Mit dabei sind Analysen zu den Planungen für das nächste Fünf-Jahres-Programm der europäischen Innen- und Justizpolitik, Europol, dem EU-Halali zur Piratenhatz unter dem klingenden Namen “Atalanta” am Horn von Afrika, dem wachsenden grenzüberschreitenden polizeilichen Datenaustausch und der transatlantischen “Sicherheit”-Kooperation. Einige Texte aus dem Heft sind auch online sowie seit kurzem auch weitere Texte zurückliegender Hefte.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Selbstverständlich darf auch an dieser Stelle ein Hinweis auf die Studie “Enhancing Child Safety and Online Technologies” der Internet Safety Technical Task Force nicht fehlen. Sie wird derzeit fleißig diskutiert, denn in Sachen Jugendschutz und Internet (bzw. Digitalisierung) gibt es erneut ein Fazit, welches Wissenschaftler freut (wenngleich auch nicht sonderlich überrascht) und zahlreiche Politiker ärgert: Technische (Zensur-)Maßnahmen allein reichen nicht. Stattdessen ist Medienkompetenz gefragt. Auch wenn wir das schon Dutzende Male in Seminaren, Vorträgen und Papers propagiert haben, so kann es nicht schaden, nochmals darauf hinzuweisen. Daß einige hartgesottene Politiker sich aufgrund solcher Studien jedoch von ihren “einfachen Lösungen” lösen werden, darf bezweifelt werden. Aber so ist das nunmal mit der Digitalisierung: Einfache Lösungen sind selten.

Buch: The privacy advocates

Das ist bestimmt einen Blick wert:

Colin J. Bennett: The Privacy Advocates. Resisting the Spread of Surveillance, MIT Press, Cambridge 2008

Today, personal information is captured, processed, and disseminated in a bewildering variety of ways, and through increasingly sophisticated, miniaturized, and distributed technologies: identity cards, biometrics, video surveillance, the use of cookies and spyware by Websites, data mining and profiling, and many others. In The Privacy Advocates, Colin Bennett analyzes the people and groups around the world who have risen to challenge the most intrusive surveillance practices by both government and corporations. Bennett describes a network of self-identified privacy advocates who have emerged from civil society – without official sanction and with few resources, but surprisingly influential.

Weitere Infos zu Buch und Autor

Stadt – der Ausschluss der Entbehrlichen

Auf Kampnagel in Hamburg findet am 6. und 7. Februar die Veranstaltung “Forum Diskurs Dramaturgie / Thema Stadt – der Ausschluss der Entbehrlichen – Sicherheit und Ãœberwachung” statt.

Hamburg arbeitet mit Hochdruck an seinem perfekten Stadtimage. Dabei ist – wie in allen großen Städten – die Verdrängung unerwünschter Personenkreise aus bestimmten städtischen Gebieten auffällig. Der öffentliche Raum wird immer mehr an den Bedürfnissen konsumfreudiger Mittel- und Oberschichten ausgerichtet, mit dem Ziel der Ausgrenzung unerwünschten Verhaltens durch Sicherheitsbestimmungen und Ãœberwachung.

Ich bin gespannt auf die Diskussion und die Vorträge (ich selbst werde auch etwas dazu beitragen:

Videoüberwachung in San Francisco

Das Center for Information Technology Research in the Interest of Society (CITRIS) hat eine aktuelle Studie zu Videoüberwachung in San Francisco veröffentlicht. Dort wurden seit Ende 2005 im Rahmen des San Francisco’s Community Safety Camera Program mehr als siebzig Kameras an so genannten Kriminalitätsschwerpunkten installiert. Die zentralen Ergebnisse in Kürze: Keine Auswirkungen auf Gewaltkriminalität; signifikanter Rückgang von Eigentumskriminalität (property crime); keinerlei Auswirkung auf Drogenkriminalität, Prostitution, Vandalismus.

Der ausführliche Bericht hier. Heise meldet ebenfalls.

Ausstellung: Embedded Art

Vom 24. Januar bis 22. März zeigt die Akademie der Künste in Berlin in Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe Beobachter der Bediener von Maschinen die Ausstellung Embedded Art – Kunst im Namen der Sicherheit.

EMBEDDED ART beschäftigt sich mit den Bedrohungen eines freien öffentlichen Lebens nach den Anschlägen von 9/11, Madrid, Moskau und London. Fragen der Sicherheit haben den Alltag von Millionen von Menschen im 21. Jahrhundert verändert. […] Im Dienst einer allumfassenden Gewährleistung körperlicher, politischer und staatlicher Unversehrtheit ist Sicherheit zu einer neuen Ideologie, zum „Mantra“ der zivilen Gesellschaft geworden.

Im Rahmenprogramm gibt es jeden Freitag in der “Bar zur Inneren Sicherheit” Künstlervorträge. Das Berliner Zeughauskino begleitet die Ausstellung mit einer Filmreihe, kuratiert von Florian Wüst. Und noch vieles mehr. Unbedingt hingehen!

Call for Papers: Kultur – Technik – Ãœberwachung

Kultur – Technik – Ãœberwachung
Alltagspraktiken und Ãœberwachung – Ãœberwachungspraxen im Alltag

Eine Tagung am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie der Universität Hamburg,
Forschungskolleg Kulturwissenschaftliche Technikforschung

Zeit: 9. und 10. Oktober 2009

Mehr Informationen gibt es auf den Seiten des Projektes Kultur(kontroll)technologien.