Month: November 2008

Embedded Art – Kunst im Namen der Sicherheit

Eine Vorschau: Im Januar 2009 wird an der Akademie der Künste Berlin die Ausstellung “Embedded Art – Kunst im Namen der Sicherheit” eröffnet. Die Website Embedded Art dazu ist schon angelegt, aber aktuell noch nicht freigeschalten. Kurator der Ausstellung ist Olaf Arndt, Autor des sehr schönen und lesenswerten Buches DEMONEN und Mitglied der Künstlergruppe Beobachter der Bediener von Maschinen.

Mit Dank an Lillevan für den Hinweis.

US-Geheimdienste: Global Trends 2025

tagesschau.de hat darüber berichtet: Die US-Geheimdienste haben ihren neuesten Bericht zur Zukunft der Welt veröffentlicht – ein (oder mehrere) Zukunftsszenarien. Nicht überraschend geht es zukünftig vermehrt um Konflikte um Resourcen, um Wasser und Energie.

Der Bericht wurde vom National Intelligence Council erstellt und gibt sehr detailliert Auskunft über die Ideen und Strategien aus Sicht der USA und ihrer Sicherheitsbedürfnisse. (Bericht als pdf).

Das Thema Überwachung kommt als solches benannt nur zweimal in dem Bericht vor. Zum einen in der Analyse es Terrorismus der Zukunft und den geeigneten Gegenmaßnahmen:

Some governments will likely respond to increasing terrorism and internal threats by expanding domestic security forces, surveillance capabilities, and the employment of special operations-type forces. Counterterrorism and counterinsurgency missions increasingly will involve urban operations as a result of greater urbanization.  Governments, citing the need for enhanced internal security and their desire to control the influx of unwanted refugees and immigrants, may increasingly erect barricades and fences around their territories to inhibit access.

Zum anderen bei der Zukunft der Kriegsführung und der Bedeutung von Informationen:

The Increasing Importance of Information.  Advances in information technologies are enabling new warfighting synergies through combinations of advanced precision weaponry, improving target and surveillance capabilities, enhanced command and control, and the expanding use of artificial intelligence and robotics.  Future proliferation of long-range precision weapons will permit a growing number of states to threaten rapid destruction of an adversary’s critical economic, energy, political, and military and information infrastructures.  The growing importance of information technologies as an enabler of modern warfighting capabilities will make information itself a primary target in future conflicts.

Der Bericht liest sich wie eine neutrale, nüchterne Bestandsaufnahme – zwischen den Zeilen und wenn man bedenkt wer die Verfasser sind, dann wird klar, worum es auch in Zukunft gehen wird und was uns noch alles erwarten wird. Viel ist auch vom Terrorismus die Rede. Der Begriff und auch wer damit so gemeint sein könnte, bleibt vage – und das ist wohl auch beabsichtigt. Also für alle Interessierten an dem Thema ist das eine gute Quelle und durchaus wichtig.

Seminar zur Sicherheitsarchitektur

Einladung zum Seminar:
DIE NEUE SICHERHEITSARCHITEKTUR‚ UND IHRE FOLGEN FÜR DIE BÜRGERRECHTE
AM 29.11. UND 30.11.2008
HUMBOLDT-UNIVERSITÄT
SA.: BEBELPLATZ 1, RAUM E 42
SO.: HAUPTGEBÄUDE, RAUM 2014A

veranstaltet vom Institut für Bürgerrechte und öffentliche Sicherheit e.V. und dem Arbeitskreis kritischer Juristinnen und Juristen an der HU Berlin

Buch zum e-Pass

Als pdf online abrufbar ist das Buch “e-Pass der neue biometrische Reisepass” von Jöran Beel & Béla Gipp. Laut Webseite ist,

“das Buch “ePass – der neue biometrische Reisepass” ist das Standardwerk zum ePass. Fachzeitschriften sowie Kritiker und Befürworter des ePasses nutzen es für ihre Arbeiten über den ePass. So beispielsweise der Heise Verlag auf Heise Online und in der ix; der Deutsche Bundestag im Literaturtipp zum ePass und der Ãœbersicht zum ePass; der Chaos Computer Club in der “Datenschleuder”; und das FIDIS Konsortium in ihrer Budapest-Erklärung zu maschinenlesbaren Ausweis-Dokumenten.

Dass ich darin keinen Verweis auf den Kollegen Gerrit Hornung lese, wundert mich angesichts dieser Eigenwerbung schon ein wenig. Dessen Buch “Die digitale Identität” ist ebenfalls online als Volltext im pdf-Format erhältlich und sicherlich ein wichtiges Buch auf diese Gebiet – wenn auch ein juristisch-wissenschaftlicher Text, aber das ist ja nicht immer verkehrt.

Datenschutz liegt bei einem selbst?!

Der österreichische Standard rezensiert das neue Buch des Datenschützers Hans Zeger “Unsere Lust an totaler Kontrolle”, der darin an die Selbstverantwortung des Einzelenen beim Umgang mit Daten appeliert. Auszug:

“Stellen Sie sich vor, Sie wollen einen Handyvertrag abschließen und werden abgewiesen, weil Sie Ihren Müll falsch entsorgt haben”, zeichnet Zeger schon am Buchdeckel ein mögliches Szenario, das fehlgeleitete Datensammelwut verursachen kann. Im Gespräch beschreibt der Verfasser, unter anderem Vorsitzender der ARGE Daten, seine Motivation: “Mir geht es darum, den Leuten zu signalisieren: Individualität ist etwas Mühsames. Man muss auch im Privatleben Verantwortung übernehmen.”

Schön und gut – ja, jeder Bürger muss auf seine eigenen Daten aufpassen, was er wo und wann offenlegt und vor allem wieviel davon. Aber – so argumentieren die beiden Soziologen Kevin Haggerty und Jennifer Whitson in ihrem Artikel “Identity theft and the care of the virtual self”, (Economy and Society, Vol. 37, No 4, Nov 2008, pp572-594; in der einen oder anderen Bibliothek an der Uni auch online zu beziehen) -  damit werden die Unternehmen und staalichen Stellen auch aus der Verantwortung entlassen, ihre Angebote entsprechend datenschutzfreundlich zu gestalten. Nicht alle Bürger besitzen die notwendigen Fähigkeiten – zum Beispiel entsprechende Lesekompetenzen für Anträge, Formulare oder Verträge – um ihre Daten hinreichend zu schützen. Individuen werden zur ursprünglichen Quelle für einen Datenmissbrauch, denn letztlich haben sie selbst nicht aufgepasst, wenn es darum geht mit den Daten vorsichtig umzugehen. Dabei sind es im Grunde die Unternehmen und Behörden, die die Möglichkeiten des MIssbrauches erst durch das Design ihrer Angebote schaffen – sie dann aber auf den Nutzer verlagern – verkehrte Welt.

Ein Plädoyer für mehr Eigenverantwortlichkeit ist hilfreich, aber auch Teil einer neoliberalen Strategie des Regierens und der Veranwortungsverlagerung auf zum Teil nicht entsprechend gebildete Menschen. Ein Gedanke, der in der Diskussion bislang zu kurz kam. Der Artikel ist lesenswert, vor allem hinsichtlich der Datenschutzdebatte.