Month: September 2008

Projekt zu Konsum und Kundenkarten

Es besteht zwar schon 5 Monate, aber nun hat es auch eine kleine, einfache Webseite – das DFG-Forschungsprojekt Konsum(kontroll)technologien am Institut für Volkskunde/Kulturanthropologie, an der Uni Hamburg. Wir befinden uns gerade in der Interviewphase, daher gibt es noch nicht allzu viele Infos, Aufsätze etc – aber es wird wachsen. Es geht ja auch noch bis 2010…

Privatsphäre in Social Networks

Eine interessante Studie des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie ist erschienen: Privatsphärenschutz in Soziale-Netzwerke-Plattformen. Das Fazit aus der Sicht der Userinnen und User: ernüchternd. Ein Beispiel: Teilweise waren Daten wohl auch dann von außen einsehbar, obwohl dies so nicht von den Plattformbetreibern vorgesehen war. Der Ratgeber führt zahlreiche passende, aber auch manchmal nicht mehr ganz so neue Tipps auf. Trotzdem ist die Studie auf jeden Fall einen Download wert.

Hamburg, Kameras und Lokalpolitik

Im Hamburger Bezirk Harburg gibt es eine amüsante Debatte zur Videoüberwachung an einer der S-Bahn-Haltestellen. Es zeigt sich, dass auch die Grünen, entgegen aller Bekundungen der letzen Jahre, doch im Einzelfall für eine Videoüberwachung sein können. Die Diskussion in der Bezirksversammlung zeigt vor allem, dass Videoüberwachung nach wie vor als ein Allheilmittel gesehen wird und immer dann, wenn es geht auch eingefordert wird. Von den Ergebnissen vieler Studien zu dem Thema völlig unbeirrt, kommt das Thema ruckzuck auf die Tagesordnung – und wenn es nur darum geht, dem Ansinnen einiger Bürger möglichst schnell zu entsprechen.

Auch wenn die Forschung wenig über die Wirkungsweise sagen kann – so ist doch soviel sicher, dass eine Videoüberwachung wohl überlegt eingesetzt werden sollte, sonst kostet sie nur Geld und bringt im Zweifelsfalle nichts. Das damit vordergründig einem Sicherheitsbedürfnis mancher Bürger entsprochen wird, sagt eben noch nichts aus über die Wirkungsweise. Und im vorliegenden Fall scheint es vor allem darum zu gehen.

Mal sehen, was daraus wird und wie in diesem Fall der schwarz-grüne Senat reagieren wird. Im Falle St. Georgs hat er einen Abbau der Kameras vorerst gestoppt und verweist auf die Prüfung der Wirksamkeit durch die Innenbehörde selbst. Auch das wäre einen Eintrag wert – aber noch ist ja nichts über diese ominöse Prüfung bekannt.

Mehr CCTV Guerrilla-Kunst

Newsweek hatte schon vor einiger Zeit einen Artikel zur kunstvollen Verwendung von Videoüberwachungsbildern – ich glaube aber, dass er noch immer lesenswert ist. Watching the Watchers ist der Titel und es geht um Hacker-Künstler, die sich die teilweise unsichere Technik zu Nutze machen, um Kunstaktionen zu verwirklichen, die den eigentlichen Sinn von CCTV ad absurdum führen. Der Film von Manu Luksch (siehe letzten Eintrag) kommt auch darin vor, aber auch eine Gruppe in Oldenburg, die Bilder von einer Burger-Kette in die nächste umgeleitet haben soll. Eine herrliche Form der Gegen-Ãœberwachung und ein schönes Spiel mit Kameras und der Allgegenwärtigkeit von oftmals nichtssagenden Bildern.

Right under Big Brother’s nose, a new class of guerrilla artists and hackers are commandeering the boring, grainy images of vacant parking lots and empty corridors for their own purposes. For about $80 at any electronics supply store and some technical know-how, it is possible to tap into London’s CCTV hotspots with a simple wireless receiver (sold with any home-security camera) and a battery to power it. Dubbed “video sniffing,” the pastime evolved out of the days before broadband became widely available, when “war-chalkers” scouted the city for unsecured Wi-Fi networks and marked them with chalk using special symbols.

Interview mit Filmemacherin

Die Filmemacherin Manu Luksch hat einen Film gemacht (ist schon eine Weile her), der nur aus den Bildern von Videoüberwachungskameras stammen. In der Süddeutschen gibt sie dazu ein Interview.Das passt auch schön zu dem Autowerbefilm im Eintrag vorher –

sueddeutsche.de: Um an die Bilder zugelangen, haben Sie sich auf das britische Datenschutzgesetzt berufen, das den Zugang zu allen Bildern erlaubt, auf denen man selbst zu sehen ist. War es schwierig, an das Material zu kommen?

Luksch: Unter jeder Kamera muss sich laut Gesetz ein Hinweis finden, wer die Kamera installiert hat. Das kann die Polizei, ein Geschäft oder eine Privatperson sein. Tatsächlich wird das aber kaum so gehandhabt

sueddeutsche: Wie haben die Betreiber der Kameras auf Ihre Anfragen reagiert?

Luksch: Mit schockierender Ignoranz des Datenschutzgesetzes. Anfragen scheiterten, weil Bänder verlegt wurden oder Daten angeblich gelöscht wurden. Oder man hat einfach die Legitimität meiner Anträge in Frage gestellt.

CCTV als Werbung

Ein herrliches Schaufensterbild ist mir in Barcelona über den Weg gekommen. Es zeigt wie weit das BIld der Kamera schon zu einer Ikone geworden ist, die nun auch mehr und mehr in die populäre Kultur Einzug hält. Hier in einem Schaufenster eines Luxustaschenherstellers. Fast schon Kunst.

Nachtrag: Es ist nicht nur in Barcelona oder St. Tropez (siehe Kommentar) so, sondern offensichtlich rund um die Welt, siehe bei flickr

Und wo wir gerade bei Werbung und CCTV sind – hier noch ein Werbespot für einen französichen Kleinwagen (Danke an Dietmar für die Links)

Video: Taking Liberties

Ein Video bei Google, offensichtlich in Zusammenhang mit einem Buch erschienen, welches die Situtation in Großbritannien hinsichtlich der Bürgerrechte und ihres Abbaus unter Labour zum Thema hat. Die Beschreibung zum Film:

TAKING LIBERTIES is a shocking but hilarious polemic documentary that charts the destruction of all your Basic Liberties under 10 Years of New Labour. Released to coincide with Tony Blair’s departure, the film and the book follow the stories of normal people who’s lives have been turned upside down by injustice – from being arrested for holding a placard outside parliament to being tortured in Guantanamo Bay.

Eine ID-Nummer für Wissenschaftler

Endlich mal auch etwas, was uns Forscher und Wissenschaftler so direkt angeht: eine eindeutige ID für unsere Person und die damit verbundenen Daten, die wichtig zur Bewertung unserer Arbeiten sind. BIsher gilt das für die Niederlande, aber das heißt nicht, dass nicht auch hierzulande so eine Idee auf fruchtbaren Boden fallen könnte.

Und natürlich ist das so neu nicht. Die DFG vergibt auch eine ID für alle Wissenschaftler, die dort Gelder beantragen. Diese gilt aber dann nur innerhalb der DFG und nicht auch noch zur Erfassung aller Publikationen und sonstigen Aktivitäten. Also abwarten und genau hinschauen, ob nicht so etwas auch hier bei uns vorgeschlagen werden soll.

Google verkürzt die Haltedauer von IP-Daten

Statt 18 bis 24 Monaten gibts nun nur noch neun: Google verkürzt die Haltedauer der IPs bei Suchanfragen auf neun Monate. Dies ist nicht nur deshalb interessant, weil Google freilich selber Zugriff auf die Daten hat, sondern weil sie auch Unternehmen im Rahmen von Rechtsstreitigkeiten in die Finger fallen können:

In yesterday’s announcement, Google acknowledged that “privacy leaders also highlighted the risks of litigants using court-ordered discovery to gain access to logs, as in the recent Viacom suit.”

Die Verkürzung der Speicherfrist ist somit ein wichtiger Schritt in Richtung einer ausgewogenen Balance zwischen Nutzer- und Firmeninteressen.

Datenschutz ohne Datenschützer

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Hartmut Lubomierski beklagt bei NDR Online, dass er zu wenige Mitarbeiter habe, um Firmen überhaupt entsprechend überprüfen zu können.

Eine gezielte Kontrolle von Firmen könne seine kleine Behörde schon heute nicht leisten, so Lubomierski zu NDR 90,3. “Es ist mir fast peinlich, das zu sagen: Ich habe nur drei Mitarbeiterinnen, die diese Ãœberwachung durchführen.”

Das ist angesichsts des Trubels der vergangenen Wochen zum Thema Datenschutz in der Tat ein Skandal. Ich befürchte in anderen Bundesländern sieht es nicht anders aus. Aber Geld scheint keines da zu sein, seine und auch die Behörden der Kollegen entsprechend auszustatten. Warten wir also bis zum nächsten Skandal, entrüsten wir – und mit uns die Politiker (siehe “der Alibi-Gipfel”, Zeit Online) – dann wieder und kehren zurück zum Alltag? Eine Selbstverpflichtung der Wirtschaft wird es hierbei bestimmt nicht tun.

Cilip: “Die neue Sicherheitsarchitektur”

Das neueste Heft von Cilip (Heft 90, 2/2008) hat das Thema: “Neue Sicherheitsarchitektur: Das Netz im Innern” u.a. mit einem Beitrag zur geplanten Novelle des BKA-Gesetzes.
Weitere Infos und Abstracts der Artikel findet ihr bei cilip.de.

Zu bestellen ist das Heft unter der Adresse: vertrieb@cilip.de

Soso…

“Was die Chinesen können, sollten wir auch können. Da bin ich gern obrigkeitsstaatlich.”

Na, wer hat´s gesagt? Richtig: Hans-Peter Uhl von der CSU. Der Hintergrund: Die Provider sollen Hilfssheriff spielen und Kinderpornos “aus dem Netz” nehmen. Vielleicht sollte sich der Herr Uhl mal die Erlebnisse von Rebecca MacKinnon durchlesen und die Sache mit den Chinesen und ihrem Können nochmal überdenken…