Month: Februar 2008

Surveillance Light

Das wirft neues Licht auf Ãœberwachung! Dazu der Designer: “Blending the typical appearance of a surveillance camera with a standing lamp is an ambiguous reflection of our thoughts about the political future”. Bei IKEA ist das schwedische Design-Stück noch nicht erhältlich, aber vermutlich wird Schäuble diese Stehlampen demnächst für alle Wohnungen vorschreiben.

surveillancelight400.jpg (Bild: Surveillancelight.com)

Surveilling Europe

With “The most spied upon people in Europe” the BBC tries to give an overview of European countries and the level of surveillance their respective citizens have to cope with. Germany, Britain, France, Denmark, Greece and Italy, which to my surprise the authors claim is the most surveilled country of those six.

Italians are among the most spied upon people in the world. That’s the conclusion of the authoritative German scientific think-tank, the Max Planck Institute, which reports that Italy leads the world with 76 intercepts per 100,000 people each year.

Funny enough it was a German research institute from the Max Planck network that did the study – though they do not say which it was.

Was die anderen Ländern so machen

Die Financial Times Deutschland listet passend zur Urteilssprechung des Verfassungsgerichtes mal schön auf, wie die anderen Länder so mit den Überwachungsmaßnahmen umgehen, was in Frankreich oder Skandinavien so Usus ist und zitiert Jörg Ziercke, den Chef des Bundeskriminalamtes zu den Zuständen im Vereinten Königreich.

Das Ausmaß der Videoüberwachung entspräche allerdings nicht Zierckes “Vorstellung von einem demokratischen Rechtsstaat”, hatte der BKA-Chef einmal dem Wochenmagazin “Stern” gesagt.

Zum Urteil empfehle ich die einschlägigen Quellen – Zeit tagesschau.deSpiegel

Dass Schäuble trotzdem so tut las wäre nichts gewesen und die Onlinedurchsuchungen jetzt doch durchsetzen will – wie vieles andere auch, überrascht nicht. Bleibt die Frage, worum es eigentlich wirklich geht? Um eine Demonstration staatlicher Macht? Um die Paranoia eines einzelnen Mannes (die allerdings auch Otto Schily bereits teilte)? Oder um die Erzeugung von Angst, mit der sich bekanntlich besser regieren lässt? Ich finde das schon lange jedes Maß in der allgemeinen Diskussion um Sicherheit, Terrorismus und die entsprechenden Gegenmaßnahmen verloren gegangen sind.

Sicherheitslücken bei RFID als Geschäftsmodell

Dass RFID-Chip eine Menge Sicherheitslücken aufweisen ist nichts Neues. Aber man kann auch Geld damit machen. Die Firma VisuKom weist darauf hin und plädiert für eine erhöhte Aufmerksamkeit ( RFID: Die unsichtbare Ãœberwachung) für diese Probleme. Und natürlich bietet sie auch entsprechende Lösungen an – dabei hat sie vielmehr ein schlagendes Argument gegen die Einführung diese Technologien in datensensiblen und die Privatspäre betreffenden Bereichen geliefert – ob es etwas nützt?

Als Spezialist für ICT-Sicherheit sensibilisiert VisuKom für die Auswirkungen und Gefahren, die diese Technologie mit sich bringt. Anhand von Methoden wie das Auslesen von Daten auf deutschen und internationalen Reisepässen sowie Brute-Force-Attacken – das Ausprobieren aller möglichen Zugangspasswörter – auf die sog. RFID-Tags (kleiner mit einer Antenne gekoppelter Speicherchip) beweist VisuKom, dass die Sicherheitsmechanismen gegen unerlaubten Zugriff noch in den Kinderschuhen stecken. Dabei sind die Spezialisten des ICT-Sicherheitsdienstleisters in der Lage, die Tags auszulesen, zu deaktivieren und spurenfrei zu zerstören sowie zwischen Tag und Lesegerät zu sniffen (Datenverkehr empfangen, aufzeichnen, darstellen und auswerten).

Marco Di Filippo zieht das Fazit: „Alle am Markt erhältlichen Lösungen zum Schutz der Informationen – wie etwa Schutzhüllen – verhindern das Auslesen des Chips. Leider sind diese Maßnahmen damit für Zutrittskontrollsysteme unbrauchbar. So bleibt den Herstellern nur der Weg der Verschlüsselung.“

Besuchen Sie VisuKom auf der CeBIT in Halle 9, Stand B20.

Mit CCTV und RFID gegen Fahrraddiebe

In Portsmouth, England, werden seit vergangenen Oktober Fahrräder mit einer Kombination von CCTV, Funkchips und Bewegungssensoren geschützt. Mit dem WASP Cycle Monitoring System der Firma SOS Response können Radfahrer ihren Drahtesel an speziellen, kameraüberwachten Parkplätzen abstellen und anmelden. Wird das Rad bewegt, aktivieren Sensoren die nächste Kamera, die daraufhin auf den Standort des Rades zoomen. Per SMS wird ein Alarm ausgelöst. Die Sicherheitsbeamten können anhand der Live-Ãœbertragung entscheiden, ob ein Beamter losgeschickt wird. Der Effekt: Kameras sind nicht mehr in die falsche Richtung gedreht, wenn’s gerade passiert. 90 Prozent weniger Fahrradklau (in den Monaten Oktober bis Dezember).

So viel zur Propaganda. Interessant an dem Fall ist nicht, ob’s denn wirklich “hilft”. Niemand hat die Zahl der angeblich verhinderten Diebstähle je überprüft, die von der Polizei (genauer: dem Polizisten, der auf die Idee dazu kam) und dem Unternehmen verbreitet wird. Dass es möglicherweise mit der Medienkampagne (hier, hier, hier und hier), oder mit den besonderen Bedingungen des (wie es scheint) einen überwachten Fahrradständers auf Universitätsgelände zu tun haben könnte, wird nicht Erwägung gezogen.

Gehirn-Wellen steuern Computerspiele

Die Wellen des Gehirns werden jetzt genutzt, um die Bewegungen und Action in eine Computerspiel zu steuern und zu kontrollieren. Auch wenn die Technologie nicht dafür entwickelt wurde, werden manche Nerds bestimmt schon nervös vor Aufregung auf das neue Spielzeug. Eigentlich soll es gelähmten Menschen helfen, noch am Leben teilzunehmen – BBC News Brain control headset for gamers.

Aber nur ein wenig weitergedacht, entsteht hier auch die nächste Technologie zur Ãœberwachung. Nicht erst jetzt sind Wissenschaftler und Sicherheitsbehörden an einem möglichen Blick ins Gehirn interessiert (Le Monde diplomatique) – zumal ein Lügendetektortest alles andere als verlässlich und aussagekräftig ist. Der Minority Report scheint nicht mehr lange auf sich zu warten – zumindest begeistert die Arbeit daran viele und ich schätze mal auch so einge mögliche Anwender.

Im Bereich des Militärs werden diese Technologien schon länger diskutiert – hier zeigt sich die Vermischung von Medizin und Militär – Guardian We are moving ever closer to the era of mind control.

Kameras in Kabul

Als wenn es nichts nötiger gäbe in Kabul – Video surveillance coming to Kabul.

The U.S. Government is contemplating a massive video surveillance project for the country of Afghanistan that would establish surveillance over all major thoroughfares in Kabul, the capital city, as well as all U.S. and multinational camps, traffic circles and Afghan ministry compounds.

Andererseits ist das innerhalb der Sicherheitsstrategie der USA nur konsequent. Ob Sicherheit nicht auch anders zu erreichen wäre und die Kameras nur das verhindern sollen, was in anderen Ursachen, u.a. in der Präsenz der alliierten Truppen, begründet liegt, wäre mal eine Diskussion wert. Aber über Sicherheit lässt sich mit dem Sekurokraten nur schlecht diskutieren – die Logik ist in sich so geschlossen, das alles andere nicht wirklich gehört wird. Nun also die Segnungen moderner Kameratechnik auch in Kabul. Eine echte Ãœberwachung, externe Augen für die Truppen – denn ich denke nicht, dass es dabei um Prävention, Abschreckung oder anderes geht. So gesehen folgt es der militärischen Logik. Nun denn.

Annalist und die wandernde Maus

Die Auswirkungen von Misstrauen, Verfolgung und nicht selbst verantworteter Paranoia lassen sich auf dem annalist-Blog nachlesen, wo Anna, die Partnerin von Andrij Holm ihr Leben unter Ãœberwachung reflektiert und für uns transparent macht. Dass man sich dann auch über wandernde Computermäuse wundert, ist wohl nicht sehr überraschend. Ein grotesker Ausblick auf das was eine Gesellschaft erwarten könnte, die mehr und mehr auf dem Misstrauen dem anderen gegenüber aufgebaut ist – Misstrauen, das gesäht wird und durchaus Früchte tragen kann. Ãœber die Kosten müssen sich die Urheber ja auch keine Gedanken mehr machen.

Und es ist das derzeit beste Beispiel für eine Gegen-Überwachung, wenn sie auch an der Überwachung als solche nichts ändern wird. Nur Öffentlichkeit scheut niemand so sehr wie die Schlapphüte und die clandestinen Dienste.

Europa und die Illegalen

Ein Blog-Eintrag von Jochen Bittner bei der Zeit zu den immer konkreteren Plänen, Europa zu einer Festung gegen das “Böse” zu machen – die Illegalen, bei denen man nicht weiß woher und warum sie hierher wollen. Nicht nur Zäune, sondern auch die Segnungen der biometrischen Revolution sollen dabei helfen alle zu erfassen, die nicht hierhergehören – die die es ohnehin tun werden natürlich auch erfasst, das ist aber ein anderer Eintrag.

Zusätzliche Informationen dazu bei der ZEIT von Kai Biermann und bei Spiegel.de.

Interessant ist, das der Artikel bei der ZEIT unter “Deutschland” eingeordnet worden ist, beim Spiegel in der Rubrik “Ausland”. Es muss eine Kategorie geben, sicher – aber darüber nachdenken lohnt sich schon, was es denn mit uns zu tun hat oder doch eher mit den vielen illegalen Ausländern…

Neue Ausgabe von Surveillance & Society

Frisch online: Open issue 5(1) – Surveillance & Society.

Inhalt:
David Harper – ‘The Politics of Paranoia: Paranoid Positioning and Conspiratorial Narratives in the Surveillance Society’
Moira Carroll-Mayer, Ben Fairweather and Bernd Carsten Stahl – ‘CCTV Identity Management and Implications for Criminal Justice: some considerations’
Nils Zurawski and Stefan Czerwinski – ‘Crime, Maps and Meaning: Views from a Survey on Safety and CCTV in Germany’.

Viel Spaß beim Lesen.

RFID und GIS

Da tun sich ganz neue Perspektiven auf – eine Studie des Center for Geoinformation (CEGI) im Auftrag des Forschungsinstituts für Telekommunikation (FTK):

So führt die Untersuchung die Anwendungskompetenzen der beiden Querschnittstechnologien in Nordrhein-Westfalen auf und zeigt anhand von Best-Practise-Beispielen wie im Umfeld der Gefahrgutverfolgung oder des “Kiddy-Trackings” in Vergnügungsparks, dass verschiedene verbindende Wertschöpfungsketten denkbar sind. In einer Expertenbefragung unter vierzig Vertretern beider Branchen eruiert die Studie, wie weit Vorteile aus einer Kombination beider Technologien bekannt sind und welche Potentiale sich für zukünftige Anwendungen daraus ergeben.

Und wenn es um RFID im Konsumbereich geht, scheinen sich viele Kunden gar nicht so genau damit auszukennen und auch noch skeptisch zu sein, was ihre Daten angeht, so eine Studie der RWTH Aachen.

Ambient Intelligence – EU-Report

Safeguards in a World of Ambient Intelligence

New book warns of threats posed by ambient intelligence, calls for safeguards

In the near future, every manufactured product – our clothes, money, appliances, the paint on our walls, the carpets on our floors, our cars – will be embedded with intelligence, networks of tiny sensors and actuators, which some have termed “smart dust” or an “Internet of Things”. The world of ambient intelligence (AmI) is not far off. We already have surveillance systems, biometrics, personal communicators, machine learning and more. Ambient intelligence will provide personalised services – and know more about us – on a scale dwarfing anything hitherto available.

Beteiligt war u.a. das Frauenhofer Institut für System- und Innovationsforschung

Bei Science Daily findet sich ein Artikel dazu mit zusätzlichen Informationen

Bei der EU habe ich ein älteres (2001) Dokument zu dem Thema gefunden und eine Seite des Forschungskonsortiums mit detailierten Infos zum Gesamt-Projekt.