Month: Januar 2008

Zwei Analysen zu Ãœberwachung

Nicht zuletzt durch die U-Bahn-Überfälle, das Vorratsdatenspeicherungsgesetz und andere Maßnahmen erfreuen sich das Thema Überwachung und Datenschutz vermehrter journalistischer Betrachtung. Es ist ein Dauerthema mit stetig wachsendem Interesse seit dem 11. September. Hier noch mal zwei Artikel, die nicht allzu Neues zusammenfassen und eine Einordnung versuchen, die aber gut geschrieben sind und in ihrer Wirkung auf die allgemeine Diskussion wohl doch von den Verantwortlichen ungehört bleiben.

Hans Leyendecker Die Kinder des großen Bruders bei dradio.de

Katharina Iskandar Überwachung immer und überall bei der FAZ

Nun doch Forderungen nach mehr Kameras

Nach den eindrucksvollen Bildern von dem feigen Ãœberfall in München mahnte ich noch, dass nun die Rufe nach mehr Kameras aus allen falschen Gründen zunehmen werden. Aber erst mal passierte gar nichts – es entbrannte dank Roland Koch eine furchtbare Debatte um das Jugendstrafrecht, um kriminelle Ausländer als Zunder für den heimischen Wahlkampf in Hessen. Inzwischen haben so ziemlich alle den Faden dankbar in der einen oder anderen Weise aufgelesen und mischen kräftig mit.

Nun aber doch noch die Forderungen nach mehr Videoüberwachung. Koch selbst fordert einen Ausbau im öffentlichen Nahverkehr (aus manchen Gründen haben Kameras hier eine Wirkung – noch ist nicht ganz klar welche und bei welchen Taten die Kameras hier von Nutzen sein können), der CSU-Kandidat für das Bürgermeisteramt, Josef Schmidt, in München gar eine “flächendenckende Videoüberwachung“.

Die Debatte wird wohl zunächst bei den Jugenstrafen bleiben – aber die Kontrollmöglichkeiten werden darin auch immer eine Rolle spielen. Wir können uns also auf noch mehr unreflektierte Forderungen freuen.

Nochmal Sport und Ãœberwachung

Der Artikel bei Telepolis ist vielleicht ein wenig untergegangen, Fußball ist ein Einfallstor für die Durchsetzung von Verhaltensstandards. Es geht dabei das Buch von Volker Eick, Eric Töpfer und Jens Sambale, welches sich mit Sicherheit und Sport, speziell der WM 2006 auseinandersetzt. Sport und Ãœberwachung – ein interessantes, weitreichendes und immer wiederkehrendes Thema.

Gewalt, Jugendliche und Videoüberwachung

Der Ãœberfall von München kurz vor dem Jahreswechsel hat eine Debatte in Gang gebracht (Heise.de), die sich eigentlich keiner so richtig wünschen konnte – nur Roland Koch setzte noch einen drauf und machte daraus eine Generaldebatte über den Zustand des Jugendstrafrechtes und ließ seinen Wahlkampf so richtig heißlaufen.

Inzwischen gibt es aber angesichts der medienwirksamen Bilder wenigsten ein paar reflektierende Beiträge, die die vorschnellen Schlüsse ein wenig in Relation setzen (Zeit.de). Die Forumsbeiträge bei Telepolis auf meine Artikel zum “Erfolgsmodell Videoüberwachung” sprechen allerdings auch eine deutliche Sprache, wenn man sie als Vox populi interpretieren möchte (ob ich mich als “linker Kanacke” bezeichnen lassen muss, sei einmal dahingestellt).

Die Welt weiß von sinkenden Gewalttaten in den meisten Großstädten, ob allerdings die ebenfalls aufgeführte Videoüberwachung dazu beigetragen haben mag, ist nicht aufgeführt und darf ohne genaue Analyse weiterhin bezweifelt werden.

Tagesschau.de fragt wenigsten, ob jugendliche Gewalttäter tatsächlich zunehmen

Es ist also eine neue Debatte entstanden – eine die Jugendgewalt, das Jugendstrafrecht und (präventive) Ãœberwachung zusammenbringt. Ich hoffe sie über die populistische Schreierei sinnvoll weitergeführt und nicht zum Anlass genommen ein weiteres gesellschaftliches Feld für die verstärkte Ãœberwachung zu besetzen.

Handys organisieren den Alltag

Wenn man einmal nicht daran denkt, was die tollen Fähigkeiten der Handys noch so alles ermöglichen, dann ist das in der Tat eine super Sache. Ein Jubelbericht in der Computerwoche zu dem was Handys alles leisten in unserem Alltag – was ihre Technologien letztlich auch so erfolgreich machen dürfte und die Hemmschwelle diese Dienste und andere Datenkraken zu nutzen so niedrig.

Eine neuartige metergenaue W-Lan-Lokalisierung, die das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) entwickelt hat, soll zudem die Navigation in Städten verbessern, die zuweilen durch Aussetzer des satellitengestützten GPS in der Nähe von hohen Gebäuden und in Straßenschluchten unterbrochen wird. Zusammen mit dem Telefonbuch Verlag Hans Müller wollen die Fraunhofer-Forscher die Technik Anfang des Jahres in einer lokalen Suche mit den “Gelben Seiten” präsentieren. Dann können Nutzer, ohne zu wissen wo sie sich genau befinden, ein Taxi rufen oder sich via Handy zu einer Werkstatt lotsen lassen – und zwar ohne langatmig Straßennamen eingeben zu müssen.

Wow, das klingt klasse – da bleiben auch für Ãœberwacher keine Fragen mehr offen…